Fasten und seine Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Darmgesundheit

Fasten erfreut sich zunehmender Beliebtheit als unterstützende Maßnahme bei der Behandlung von Stoffwechsel- und Entzündungserkrankungen. Dennoch sind die genauen Auswirkungen längeren Fastens auf die Darmmikrobiota, die Darmschleimhaut und bestimmte Blutwerte noch nicht vollständig erforscht.
Studie über die Auswirkungen des Buchinger Fastens
Ein internationales Forscherteam des King’s College London hat sich dieser Fragestellung angenommen. In Zusammenarbeit mit der Buchinger Wilhelmi Klinik am Bodensee, der Charité in Berlin und dem Institut für Mikroökologie in Herborn – mit Letzterem arbeite ich in meiner Praxis – wurden die Effekte des Fastens eingehend untersucht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Teilnehmenden im Durchschnitt 5,9 kg an Gewicht verloren. Zudem verringerten sich sowohl der Bauchumfang als auch der systolische und diastolische Blutdruck signifikant – nicht nur während des Fastens, sondern auch nach der Rückkehr zur gewohnten Ernährung.
Die Studie:
Mesnage, R., Grundler, F., Schwiertz, A., Le Maho, Y., Wilhelmi de Toledo, F. (2019). „Changes in human gut microbiota composition are linked to the energy metabolic switch during 10 d of Buchinger fasting.“ J Nutr Sci. 8: e36. doi: 10.1017/jns.2019.33
Positiver Einfluss auf das Wohlbefinden
Die Studie ergab, dass sich das emotionale und physische Wohlbefinden der Teilnehmenden während und nach der Fastenperiode deutlich verbesserte. Während sich das emotionale Wohlbefinden drei Monate nach dem Fasten wieder auf das Ausgangsniveau einpendelte, hielt das gesteigerte körperliche Wohlbefinden auch nach diesem Zeitraum an.
Veränderungen im Stoffwechsel
Ein bemerkenswerter Effekt des Fastens war der Wechsel des Stoffwechsels von der Kohlenhydratverwertung zur Fettverbrennung. Dies führte zu einer signifikanten Reduktion der Blutzuckerwerte sowie des Insulinspiegels – sowohl am Ende des Fastens als auch während der Phase der Rückumstellung auf Normalkost. Allerdings kehrten diese Werte drei Monate nach dem Fasten wieder auf das Ausgangsniveau zurück. Zusätzlich wurde während der Fastenzeit ein deutlicher Rückgang der Triglyceride und des Gesamtcholesterins festgestellt.
Einfluss auf die Darmmikrobiota
Auch die Zusammensetzung der Darmflora erfuhr signifikante Veränderungen. Während der Fastenperiode nahm die mikrobielle Dichte ab, insbesondere die Häufigkeit der Firmicutes-Bakterien, die für den Abbau pflanzlicher Polysaccharide zuständig sind. Dazu gehören unter anderem Lachnospiraceae und Ruminococcaceae, wie Faecalibacterium prausnitzii und Ruminococcus bromii.
Gleichzeitig stieg die Anzahl der Bacteroidetes sowie der Bacteroides- und Proteobakterien an. Diese Bakterien passen sich an die veränderten Bedingungen an, indem sie ihre Energie aus abgestoßenen Körperzellen und anderen verfügbaren Substanzen gewinnen. Nach der Rückkehr zur normalen Ernährung normalisierte sich die Zusammensetzung der Darmflora langsam wieder. Drei Monate später entsprach sie weitgehend dem Ausgangszustand.
Auswirkungen des Fastens auf das Immunsystem
Während des Fastens gab es keine Veränderung der Darmdurchlässigkeit oder Entzündungen. Das Immunsystem reagierte jedoch mit einer Wanderung der weißen Blutkörperchen in den Darm und einer Veränderung der Darmflora. Nach der Rückkehr zur normalen Ernährung stiegen bestimmte Immunwerte, was auf eine Reaktivierung des Immunsystems hinweist.
Schlussfolgerung:
Die Studie zeigt, dass Fasten nicht nur kurzfristig positive Effekte auf Gewicht, Blutdruck und Wohlbefinden hat, sondern auch tiefgreifende Veränderungen im Stoffwechsel und in der Darmflora bewirkt. Während einige dieser Effekte nach Beendigung des Fastens allmählich wieder nachlassen, können andere langfristig erhalten bleiben.
Stuhldiagnostik zur gezielten Ernährungsanpassung nach dem Fasten
Seit einigen Jahren führe ich in meiner Praxis in Eberswalde auch Stuhldiagnostik durch. Diese Analyse kann besonders nach einem Fastenprozess wertvolle Aufschlüsse über den aktuellen Zustand des Verdauungssystems und den Stoffwechsel liefern. Bei Bedarf biete ich diese Untersuchung an, um anschließend gezielt Empfehlungen zur Ernährung oder die Einnahme von Präparaten zu geben. So kann eine individuell abgestimmte Ernährungsumstellung erfolgen, die das Wohlbefinden langfristig unterstützt.