Depression gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, und viele Betroffene suchen nach ergänzenden Heilmethoden zu den klassischen Therapien. Eine Methode, die sich immer mehr als vielversprechend herausstellt, ist das Wandern. In diesem Zusammenhang bin ich auf eine kürzlich veröffentlichte Studie von Otis et al. (2024) gestoßen, die in der Zeitschrift Psychological Trauma: Theory, Research, Practice, and Policy veröffentlicht wurde. Diese Studie zeigt eindrucksvoll, dass das Wandern in der Natur spürbare positive Effekte auf das seelische Wohlbefinden hat, besonders bei Menschen, die an Depressionen leiden.
Die Studie untersuchte die Auswirkungen von Wander- und Surfterapien auf Soldaten, die unter Major Depression Disorder (MDD) und Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) litten. Die Ergebnisse waren beeindruckend: Beide Therapieformen führten zu deutlichen Verbesserungen der Symptome, unabhängig davon, ob die Patienten nur an einer oder an beiden Störungen litten. Besonders hervorzuheben ist, dass diese positiven Effekte des Wanderns nicht nur kurzfristig, sondern auch über einen längeren Zeitraum hinweg anhielten. Das macht das Wandern zu einer wertvollen Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungsansätzen.
Doch warum ist Wandern so wirksam? Es vereint körperliche Aktivität mit der Kraft der Natur – eine Kombination, die in zahlreichen Studien mit einer verbesserten Stimmung und einem gesteigerten allgemeinen Wohlbefinden in Verbindung gebracht wird. Die frische Luft, die beruhigenden Geräusche der Natur und die rhythmische Bewegung haben eine nahezu meditative Wirkung, die Körper und Geist gleichzeitig entspannt und erfrischt. Wandern hilft, Stress abzubauen, das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten zu stärken und schafft ein Gefühl der Verbundenheit mit der Umgebung.
Ein weiterer Pluspunkt des Wanderns ist die soziale Komponente. Ob alleine oder in der Gruppe – Wandern bietet Raum für Reflexion und gleichzeitig die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen. Besonders in der Gruppe kann es das Gefühl von Gemeinschaft und Unterstützung verstärken, was für Menschen mit Depressionen besonders wertvoll ist. Gemeinsame Naturerlebnisse fördern soziale Bindungen und bieten die Möglichkeit, Sorgen und Ängste in einem sicheren Rahmen zu teilen.
Insgesamt bestätigt die Studie eindrucksvoll, dass Wandern eine einfache, zugängliche und sanfte Methode ist, um depressive Symptome zu lindern und das psychische Wohlbefinden zu fördern. Es ist nicht nur eine Form der Bewegung, sondern auch eine Wohltat für die Seele. Deshalb empfehle ich jedem, der mit Depressionen zu kämpfen hat, das Wandern als festen Bestandteil seiner Gesundheitsstrategie in Betracht zu ziehen.
Referenz: Otis, N. P., Walter, K. H., Glassman, L. H., Ray, T. N., Kobayashi Elliott, K. T., & Michalewicz-Kragh, B. (2024). Comorbidity of Depression and Posttraumatic Stress Disorder: Outcomes from a Randomized Controlled Trial of Surf and Hike Therapies Among Service Members. Psychological Trauma: Theory, Research, Practice, and Policy. https://doi.org/10.1037/tra0001673